Starkregen am Haus: Begrünte Flächen mildern die Folgen
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Auf bepflanzten Flächen kann Regen versickern. Durch gezielte Bepflanzungsmaßnahmen am Haus kann man Regenwasser sogar speichern und zu einem späteren Zeitpunkt nutzen.
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Das Wichtigste in Kürze:
Dachbegrünungen können Regenwasser speichern. Dieses läuft zeitverzögert in die Kanalisation.
Damit Regen versickern kann, sollten möglichst viele Flächen des Grundstücks unversiegelt sein.
Eine Zisterne unter der Erde kann, je nach Modell, zwischen 2.000 und 8.000 Litern Regenwasser für die Verwendung in trockeneren Zeiten speichern.
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Überschwemmungen durch langanhaltenden Regen können starke Schäden anrichten und ganze Siedlungen verwüsten. Um die Folgen von Starkregen rund um das Haus abzumildern, empfehlen wir Hausbesitzer:innen, möglichst viele Flächen auf ihrem Grundstück unversiegelt und begrünt zu halten. Dies kann man durch ein begrüntes Dach, offen gepflasterte Wegeflächen oder auch einen bepflanzten Vorgarten erreichen.
Dachbegrünung als Wasserspeicher
Das Prinzip: Dachbegrünungen können Regenwasser im Bodensubstrat und in darunter liegenden Wasserspeicherelementen speichern. Diese bestehen aus vielen nebeneinander liegenden kleinen Becken. Nur, wenn sowohl das Bodensubstrat als auch die Wasserspeicherelemente gefüllt sind, läuft das überschüssige Regenwasser ab. Dies geschieht jedoch erst nach einer längeren Zeit. Auf diese Weise wird die Kanalisation während des Regens entlastet.
Bei starkem Regen kann ein Gründach Wasser speichern und zeitverzögert abfließen lassen.
Im Vergleich: Ohne Begrünung knallt starker Regen unmittelbar auf die Dächer und lässt die Kanalisation schnell voll laufen.
Wie viel Wasser nimmt das Dach auf?
Eine Dachbegrünung kann viel Regenwasser speichern, manchmal sogar die komplette Niederschlagsmenge, die auf das Dach fällt. Doch bei den einfachen Dachbegrünungsarten ist bei einem Niederschlag von ca. 35 l/m² Schluss. Alles darüber hinaus fließt vom Dach ab, oft in die Kanalisation. Besonders bei Starkregen, wenn auch mal mehr als 50l/m² fallen, kann dies zur Überlastung und zu Überschwemmungen führen.
Neben diesen kurzfristig abfließenden sehr hohen Mengen Wasser während Starkregenereignissen ist aber auch der mittlere Jahresabfluss des Niederschlagswassers von Bedeutung. Dies ist die prozentuale Wassermenge, die über das komplette Jahr verteilt vom Dach abfließt. Diese wird herangezogen, um zum Beispiel die Größe von Entwässerungssystemen auszulegen, wie zum Beispiel Versickerungsanlagen.
Ein Dach mit einer Substratstärke von 6-10 cm, wie es bei den meisten Sedumdächern der Fall ist, kann ca. 50% des mittleren Jahresniederschlags aufnehmen. Mit zunehmender Substratstärke erhöht sich das Wasserrückhaltevermögen, aber auch das Gewicht. Wenn das Dach statisch dafür geeignet ist, dann empfehlen wir das Anlegen einer intensiven Dachbegrünung, also eines Dachgartens. Hohe Substratstärken kombiniert mit unterschiedlichem Pflanzenbewuchs, mitunter sogar kleineren Bäumen, nehmen bis zu 90% des Niederschlags auf. Der Rest kann gespeichert werden und dient der Bewässerung in trockenen Zeiten oder versickert auf dem Grundstück.
Aber auch eine extensive Dachbegrünung kann eine Menge Wasser speichern, insbesondere wenn sich Wasserspeicherboxen mit einem permanenten Wasserspeicher unter dem Gründachaufbau befinden.
Das Retentionsdach als Wasserrückhalteraum
Um Haus und Grundstück wirkungsvoll zu schützen, bedarf es mehr als eines einfachen, mit Sedum begrünten Dachs. Es gibt Gründächer, die kurzfristig auftretende Niederschlagsspitzen abfangen können. Sie haben entweder einen hohen Begrünungsaufbau von mehr als 25 cm. Oder unter dem Begrünungsaufbau befinden sich sogenannte Retentionselemente. Je nach Größe und Mechanismus der Abflussverzögerung dieser in der Regel aus Kunststoff bestehenden Boxen werden größere Mengen Wasser temporär gespeichert und zeitverzögert an die Kanalisation abgegeben. Solche Dächer nennt man Retentionsdächer.
Retentionsdächer werden bisher noch nicht viel im privaten Bereich verwendet. Zurzeit findet man sie noch mehr im kommunalen Bereich, auf Tiefgaragen, Einkaufszentren oder Bürogebäuden. Aber auch für den privaten Bereich kann hier die Zukunft der Regenwasserrückhaltung liegen. Hauptsächlich ist das Anlegen eines Retentionsdachs eine Frage der Statik und der Dachneigung. Es gibt aber auch Systeme, die bei einer Dachneigung von 0-5 Grad funktionieren und ähnlich schwer sind wie eine höhere extensive Dachbegrünung.
Wetterextreme nehmen zu Es ist davon auszugehen, dass Starkregenereignisse aufgrund des weltweiten Klimawandels häufiger und intensiver werden. Der Deutsche Wetterdienst analysiert verschiedene Klimamodelle und stellt fest, dass „in Zukunft in Deutschland im Sommer mit stärkeren Intensitäten der Starkniederschlägen zu rechnen ist und im Winter die Niederschlagsereignisse häufiger werden. Dies bedeutet, dass Hochwasserereignisse, verursacht durch Starkregen, vermutlich als Folge des Klimawandels zunehmen werden.“
Bepflanzte Flächen rund ums Haus
Wenn in kurzer Zeit viel Regen fällt, besteht in Gebieten mit viel Versiegelung die Gefahr von Überflutungen. Kann auf asphaltierten, gepflasterten und bebauten Flächen das Wasser nicht versickern und wird auch nicht mehr von der Kanalisation aufgenommen, bahnt es sich unkontrolliert seinen Weg. Das kann zur Beschädigung von Häusern führen. Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme für Eigenheimbesitzer:innen dagegen: möglichst viele Bereiche auf dem Grundstück unversiegelt lassen, so dass Regenwasser auf diesen Flächen auf natürlichem Wege versickern kann.
In den letzten Jahren hat sich vor allem bei Einfamilienhäusern ein Trend weg von der Bepflanzung des Vorgartens hin zu gepflasterten oder mit Schotter gestalteten Flächen entwickelt. Zum Nachlesen: Unsere Expert:innen erklären hierdie unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten und welche Vor- und Nachteile Schottergärten und andere Formen der Vorgartengestaltung wie ein Stein- oder ein Staudengarten mit sich bringen.
Wir empfehlen, die Freiflächen vor, neben oder hinter Ihrem Haus mit mehrjährigen Stauden und mit Gehölzen zu bepflanzen. Diese sind pflegeleicht, sehen schön aus und bieten vielen Tieren, wie Insekten und Vögeln, eine Nahrungsquelle. Bei der Wahl der Pflanzen sollten Sie unbedingt auf die Bodenbeschaffenheit und die Lichtverhältnisse am jeweiligen Standort achten und die Pflanzen dementsprechend auswählen.
Wasserdurchlässige Wege
Natürlich können nicht alle Flächen rund um das Haus begrünt werden. Für den Auto- oder Fahrradstellplatz sowie für den Eingangsbereich müssen befestigte Flächen vorhanden sein. Jedoch kann auf Asphalt, Beton oder Pflastersteinen mit geschlossenen Fugen kein Wasser in den Boden versickern. Als alternative Oberflächenbeläge können Sie Rasengittersteine und Pflasterungen mit großen Versickerungsfugen verwenden – ebenso kann auch ein spezieller Kiesbelag (wassergebundene Decke) verwendet werden. Wie Sie eine offene Pflasterung planen, haben wir hier für Sie erläutert.
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Auf Wegen kann das Wasser in den Fugen zwischen den Pflastersteinen versickern.
Fassadenbegrünungen
Begrünungen an der Fassade halten vor allem Schlagregen ab und schützen so die Bauteile vor Wasserschäden. Bei der Frage der Entlastung der Kanalisation spielt die Fassadenbegrünung eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang vielmehr die Größe der Pflanzfläche, die für die Kletter- bzw. Rankpflanzen zur Verfügung steht. Denn auf diesen Flächen kann das Niederschlagswasser versickern.
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Fassadenbegrünung
Mit einer Fassadenbegrünung kann man mit wenig Boden grüne Inseln schaffen. Das ist nicht nur ideal für die Innenstadt. Und es gibt viel mehr Möglichkeiten als nur Efeu.
Wie kann man es schaffen, den kompletten Regenwasserabfluss einer Dachfläche auf dem Grundstück zu speichern oder das Wasser dort versickern zu lassen? Das ist möglich, bedarf aber einer guten Planung. Immer mehr Hausbesitzer:innen gehen dazu über, eine unterirdische Zisterne als Speicher für Regenwasser im Garten einzubauen. Bei der Größe der Zisterne sollten Sie darauf achten, dass diese zur Größe der zu erwartenden Wassermenge von der Dachfläche passt. Die gängigen Modelle reichen von 2.000 bis 8.000 Litern Fassungsvermögen. In Zeiten ohne Regen kann man das Wasser aus der Zisterne mit Hilfe einer Pumpe zur Bewässerung des Gartens verwenden. So hält man seine Bepflanzung grün und spart kostbares Trinkwasser.
Aber auch die Versickerung des Niederschlagswassers auf dem Grundstück ist ein Beitrag zur Klimaanpassung. Im Gegensatz zum Wasserspeicher in der Zisterne und der Verwendung zum Gießen dient das versickernde Wasser dem Grundwasservorrat. So leistet es einen Beitrag zur Erhaltung dieser wichtigen Ressource.
Für die Versickerung auf großen Grundstücken werden auch Mulden-Rigolen-Systeme verwendet, um Überschwemmungen zu verhindern. Eine große Mulde nimmt hierfür zunächst Regenwasser auf und gibt dieses langsam an ein unterhalb im Boden liegendes Auffangbecken, die Rigole, ab. Die Rigole ist eine Art Tunnel oder eine Kies-/Schottermischung, die Wasser schnell aufnehmen und anschließend in tiefere Bodenschichten versickern lassen.
Bauliche Maßnahmen am Haus
Wer sein Haus saniert oder neu baut, sollte den Schutz vor Starkregen oder auch Hitze mitdenken. Mehr Infos dazu gibt es bei der Energieberatung und der Abwasserberatung der Verbraucherzentrale NRW.
Maßnahmen kombinieren
Eine einzige Begrünungsmaßnahme alleine kann das Haus und Grundstück nicht vor Überflutungen schützen. Besonders nicht, wenn sich das Haus in einer Starkregengefahrenzone befindet. Wichtig, um gut gewappnet gegen Starkregenereignisse zu sein, sind noch weitere Maßnahmen:
eine möglichst große versiegelungsfreie Fläche
eine entsprechende Geländestruktur – Gefälle weg vom Haus
Entwässerungsanlagen und technische Schutzeinrichtungen, die ein Eindringen des Wassers ins Haus verhindern
Einen Hinweis, ob sich ihr Haus in einem Starkregenrisikogebiet befindet, kann eine Starkregengefahrenhinweiskarte geben, die Sie beispielsweise im Klimaatlas NRW finden. Einige Kommunen in NRW haben auch eigene Starkregengefahrenkarten erstellen lassen.
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Kostenlose Online-Seminare
Von Dachbegrünung bis Vorgarten: Die Verbraucherzentrale NRW bietet jeden ersten Mittwoch im Monat kostenlose Online-Seminare zur Begrünung rund ums Haus an.
Vor über drei Jahrzehnten haben Pioniere in Düsseldorf eine komplett begrünte Siedlung mit rund 30 Häusern errichtet. Unsere Expertin Katharina Koßmann trifft im Video Bewohner und erklärt, was alles an Begrünung an einem Haus geht. Lassen Sie sich von wunderschönen Bildern inspirieren!