Von der Versiegelung zur Entsiegelung

Stand:
Ein versiegelter Boden ist durch einen entsprechenden Bodenbelag luft- und wasserdicht abgedeckt. Um die natürlichen Bodenfunktionen wiederherzustellen, sollten Entsiegelungsmaßnahmen ergriffen werden.
Bild Vergleich Schottergarten und Vorgarten

Das Wichtigste in Kürze:

  • Auf versiegelten Flächen kann Regenwasser schlechter versickern und die Grundwasservorräte nicht auffüllen.
  • Bei Starkregen kann die Kanalisation die Wassermassen nicht aufnehmen. Es drohen örtliche Überschwemmungen.
  • Entsiegelung hilft, die natürlichen Bodenfunktionen und die Versickerungsfähigkeit wiederherzustellen.
On

Im Naturhaushalt übernehmen Böden wichtige Funktionen. Sie bilden einen Speicherraum für Niederschlagswasser und regulieren so den Wasserhaushalt. Sie filtern und reinigen den versickernden Regen und schützen dadurch das Grundwasser. Sie sind Standort und Lebensraum für Vegetation und Tierwelt.

Was bedeutet Versiegelung

Ein versiegelter Boden ist durch einen Bodenbelag wie Asphalt, Beton oder Pflastersteine luft- und wasserdicht abgedeckt. Bei Starkregenereignissen sammelt sich auf den versiegelten Flächen in kurzer Zeit so viel Regenwasser, dass die Kanalisation überlastet ist. In der Folge können Straßen, Gehwege und schlimmstenfalls auch Gebäude überschwemmt werden.

Um die natürlichen Bodenfunktionen wiederherzustellen und eine Überlastung der Kanalisation zu vermeiden, sollten Hauseigentümer:innen Entsiegelungsmaßnahmen ergreifen. Betroffen sein können Vorgärten, Gärten, Stellplätze, Garagenzufahrten, Wege und Plätze oder auch Privatstraßen, die zum Grundstück gehören.

So funktioniert Entsiegelung

  • Versiegelnd wirkende Schichten wie Asphalt, Beton oder Pflastersteine vollständig entfernen
  • Tragschichten und Aufschüttungen wie Schotter, Kies oder Splitt vollständig bzw. teilweise entfernen
  • Bodenverdichtungen beheben und den Boden lockern

Nach Ausführung dieser Maßnahmen kann das Regenwasser wieder auf natürliche Weise versickern. In der Folge wird das Grundwasser aufgefüllt. Ein natürlicher Austausch von Gasen des Bodens mit der Luft wird ermöglicht und Bodentiere sind nicht mehr von Luft und Wasser abgeschnitten. So wird eine optimale Bodenfruchtbarkeit und Bodenneubildung gewährleistet. 

Die entsiegelten Flächen bieten der Pflanzen- und Tierwelt wieder einen natürlichen Lebensraum. Das Wasser auf dem Grundstück kann von Bodenoberflächen oder über die Blätter von Pflanzen verdunsten. In der Folge kühlt sich die umgebende Luft ab und die Hitze auf Ihrem Grundstück wird reduziert. Im Fall von Starkregenereignissen wird die Kanalisation nicht überbeansprucht. Das Risiko eines Rückstaus oder einer Überflutung ist minimiert.

Entsiegeln lohnt sich!
Im Gegensatz zu versiegelten Flächen werden für vollständig entsiegelte Flächen keine Niederschlagswassergebühren erhoben. Mit einer Entsiegelung tun Eigentümer:innen also nicht nur etwas für die Umwelt und schützen ihr Gebäude vor Überflutung, sondern schonen auch ihren Geldbeutel.

 

Flächen selbst entsiegeln

Ungenutzte Wege und versiegelte Anteile von Haus- und Vorgärten sowie Hofflächen, die aus Pflaster-, Schotter-, Kies- oder Splitt-Flächen bestehen, können Eigentümer:innen leicht selbst entsiegeln. Sie brauchen dafür lediglich eine herkömmliche Hacke oder Schaufel. Zum Entsiegeln von Beton- und Asphaltdecken wird hingegen entsprechendes Abbruchwerkzeug wie beispielsweise ein Elektrohammer benötigt. Diese Arbeiten sollten stets durch einen Fachbetrieb ausgeführt werden. 

Bei der anschließenden Neugestaltung des aufgebrochenen Bodens ist es wichtig, einen wasserdurchlässigen Bodenbelag zu wählen. Geeignet sind unter anderem Rasen, Schotterrasen, Holzhäcksel, Holzroste, Rasengittersteine oder Pflaster mit offenen Zwangsfugen. 

Welche Vorteile eine offene Gestaltung mit sich bringt und wie Sie die Umsetzung angehen können, lesen Sie im Abschnitt "Offene Pflasterung; Blickfang und angepasst an Hitze und Starkregen". Darüber hinaus gibt es viele weitere Möglichkeiten, Flächen rund ums Haus wasserdurchlässig und begrünt zu gestalten. Eine Zusammenfassung bieten wir Ihnen im Artikel "Vorgarten: Schottergarten, Pflaster oder Bepflanzung?" an.

Beispiele für entsiegelte Böden

 

Kosten und Förderungsmöglichkeiten

Die Kosten, die durch eine Entsiegelung entstehen, können unterschiedlich hoch ausfallen und sind von folgenden Faktoren abhängig:

  • Größe der zu entsiegelten Fläche
  • Entsorgungskosten des Abbruchmaterials
  • Kosten für die Neugestaltung
  • Kosten für Dienstleister und Gerätschaften
     

Einige Kommunen in NRW bieten hierzu spezielle Förderungsmöglichkeiten an und unterstützen bei der Entsiegelung von Flächen finanziell. Eigentümer:innen sollten sich dazu bei ihrer Kommune erkundigen.

Die Broschüre „Von der Versiegelung zur Entsiegelung - Tipps für einen klimafreundlichen und bunten Vorgarten" steht hier zum Download bereit.

Wir beraten unter der Telefonnummer 0211 91380-1300 sowie der Mailadresse klimakoffer@verbraucherzentrale.nrw kostenlos zu sämtlichen Fragen rund um die Themen Starkregenvorsorge und Entsiegelung, Dachbegrünung sowie die Nutzung von Regenwasser.

 

Interessante Links zum Thema:

 

Vorgärten einer Reihenhaussiedlung

Vorgarten: Schottergarten, Pflaster oder Bepflanzung?

Die Neufassung der Landesbauordnung gilt ab Januar 2024 und konkretisiert für NRW das Schottergartenverbot. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, Flächen rund ums Haus wasserdurchlässig und begrünt zu gestalten.
Rasenfugenpflaster

Offene Pflasterung: Blickfang und angepasst an Hitze und Starkregen

Rund ums Haus gehen und fahren wir in der Regel auf Beton, Asphalt oder dichten Pflasterungen. Diese versiegelten Flächen erzeugen Probleme bei Starkregen und Hitze. Es gibt jedoch begrünte Alternativen für Wege, Terrassen, Einfahrten und Stellplätze mit mehreren Vorteilen für Menschen und Natur.

Gefördert durch: Logo des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen